High Heels, Lippenstift und qualmende Reifen: Die Biker-Gang Caramel Curves aus New Orleans stellt die Welt der Motorcycle Clubs und ihre traditionellen Männlichkeitsbilder auf den Kopf. Das findet nicht jeder gut. Wir schon.
Caramel Curves
Mit ihren pinkfarben Mohawks und den knallengen Lederklamotten sind die Bikerinnen der Caramel Curves in New Orleans zu lokalen Berühmtheiten geworden. Gegründet 2005, dem Jahr, in dem die Südstaatenmetropole von Hurrikan „Kathrina“ verwüstet wurde, zählt die Gang mittlerweile rund 30 Mitglieder quer durch alle Schichten. „Eine von ihnen ist Bäckerin, eine Stripperin, einer anderen gehören hier Dutzende Immobilien. Da ist wirklich alles dabei“, erzählt uns die amerikanische Fotografin Akasha Rabut, die den Motorrad-Amazonen seit drei Jahren ein Dokumentarprojekt gewidmet hat. „Als ich sie das erste Mal auf der Straße sah, habe ich sie sofort angesprochen. Sie waren von Anfang an sehr offen für die Idee, von mir fotografiert zu werden, und so habe ich immer mehr Zeit mit ihnen verbracht. Das erste Treffen war in dem Nagelstudio einer der Gründerinnen.“
Wer eine Motorradgang fotografieren will, der muss auch ziemlich schnell die Angst vor dem Motorradfahren überwinden: Am Anfang war sie immer mit dem Fahrrad unterwegs, aber, so erzählt sie uns: „Das sah wirklich dumm aus und sie haben mich dafür aufgezogen, bis ich mich dann auch hinten drauf gesetzt habe.“
„Damit wollen sie eben auch sagen, dass man sich sehr weiblich anziehen und trotzdem vermeintlich männliche Dinge tun kann.“
Wie auch bei anderen Motorcycle Clubs, gibt es bei den Caramel Curves einen klaren Dresscode, an den sich alle halten müssen. Stilettos, gestylte Haare und immer wieder Pink. „Aber damit wollen sie eben auch sagen, dass man sich sehr weiblich anziehen und trotzdem vermeintlich männliche Dinge tun kann.“ In den langenJahren, in den Akasha die Gang begleitet,hat sie zwar viele positiveReaktionen hautnah miterlebt,aber sie weiß auch, dass die Motorcycle-Club-Welt immer nochvon weißen Männern dominiertwird. „Es gibt hier im Süden einProblem mit Rassismus, und vieleMänner wollen nicht, dass Frauen sich nicht an die Geschlechterrollen halten. Ein paar Clubs wollten auch nicht, dass sie sich MC nennen, weil sie keine Frauen und vor allem keine schwarzen Frauen dabeihaben wollen. Ich glaube, das war nicht immer so einfach für die Camel Curves, gerade weil sie gegen Stereotypen ankämpfen.“
Und ihr Lieblingsbild aus der Serie? „Wir waren bei Candi zu Hause, ein ganz normaler Donnerstagnachmittag. Plötzliche lief sie raus und setzte sich auf ihr Motorrad und qualmte mit dem pinkfarbenen Rauch ihrer durchdrehenden Reifen die ganze Nachbarschaft voll. Alle sind rausgelaufen und haben geschaut, was los ist, und ich habe schnell abgedrückt.“
Bilder: Akasha Rabut Text: Alexander Batke-Lachmann