Er ist fast blind und gleichzeitig einer der wichtigsten Galeristen Deutschlands. Wie passt das zusammen? Wir sind mit Johann König im CUPRA Ateca die Stationen seiner Karriere in Berlin abgefahren und haben mit ihm darüber gesprochen, wie er seinen Weg gegangen ist.
Blinder Galerist: Unterwegs mit Johann König
Trotz seiner starken Sehbehinderung ist Johann König innerhalb weniger Jahre zu einem der weltweit wichtigsten Galeristen geworden. Aufgewachsen in Köln als Sohn einer Schauspielerin und des langjährigen Direktors des Museums Ludwig, kommt er schon früh mit der internationalen Kunstszene in Kontakt. On Kawara, Gerhard Richter, Martin Kippenberger sind regelmäßige Gäste im Elternhaus. Dann der Unfall: Beim Spiel mit Schwarzpulvergemisch aus den Patronen einer Startschusspistole kommt es zur Explosion, Hände, Gesicht, Oberkörper werden schwer verletzt. Johann verliert mit 12 Jahren fast sein gesamtes Augenlicht. Es folgen Operationen, Therapien, Mobilitätstrainings, eine Blindenschule in Marburg.
Johann ist früh klar, dass er im Kunstbereich arbeiten möchte. Das Angebot, für den Kurator Nicolaus Schafhausen als Assistent zu arbeiten, lehnt er aufgrund seiner Sehbehinderung ab, stattdessen will er seinem älteren Bruder Leo nacheifern und einen Kunstraum eröffnen. Er knüpft Kontakte in der Frankfurter Kunstszene und macht sich mit dem befreundeten Maler Carsten Fock auf den Weg in die Hauptstadt. Anfang 2002, Johann macht gerade sein Abitur, eröffnet er neben der Berliner Volksbühne seine erste Galerie.
Sich selbst zu fordern, vielleicht manchmal auch zu überfordern, scheint das große Thema in Johanns Leben zu sein. Mittlerweile ist aus der One-Man-Show Johann König ein mittelständisches Unternehmen mit Dutzenden Mitarbeitern geworden. Es gibt ein eigenes Magazin, KÖNIG, und mit KÖNIG SOUVENIR einen Shop für Mode und Alltagsgegenstände, die von Künstlern entworfen wurden. Seit dem letzten Umzug 2015 in die umgebaute Kirche St.Agnes ist Johann König über die eigenen Ambitionen hinausgewachsen. Schon vor der Eröffnung hat hier der japanische Modedesigner Yohji Yamamato zum Gallery Weekend eine große Retrospektive veranstaltet. Mit Lesungen und Events ist der brutalistische 60er-Jahre-Bau mehr modernes, interdisziplinäres Ausstellungshaus als eine reguläre Galerie. Vor zwei Jahren kam noch eine Dependance in London dazu.
„Traut euch Sachen zu machen, die man eigentlich nicht machen würde!"
Doch wie hat der Unfall seinen Weg geprägt? „Ich fühle mich kein Deut schwächer dadurch, sondern eigentlich nur stärker.”, erzählt uns Johann bei der Fahrt durch Berlin. „Ich hoffe, dass ich jetzt aus einer Position der Stärke andere ermutigen kann, gerade Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind: Verlasst die Grenzen, geht irgendwie raus und schaut links und rechts und traut euch Sachen. Traut euch Sachen zu machen, die man eigentlich nicht machen würde.”
Das vollständige Interview lest ihr in INTERSECTION Nr. 38
Weitere Informationen zum CUPRA Ateca: www.cupraofficial.de
Weitere Informationen zu Johann König und seinem Buch „Blinder Galerist”: www.koenig-souvenir.com
Johann König „Blinder Galerist“: Der Galerist Johann König beschreibt in seiner Biographie, wie es ihm gelang, die Welt und die Kunst neu wahrzunehmen. Autoren: Johann König, Daniel Schreiber, Verlag: Propyläen