Frontrow | Rückbank

Bonne anniversaire, Karl! Zum 87. Geburtstags der verstorbenen Mode-Ikone werfen wir einen Blick in seinen individualisierten BMW. Faxgerät inklusive.

„Ich habe das Gefühl, denen geht es so gut, dass sie gar nichts mehr tun im Design. Das fängt an, unmodern zu werden.“ grantelte der große Karl Lagerfeld Mitte der 1980er Jahre über BMW. Vielleicht um dem etwas entgegenzusetzen, ließ sich der Chanel-Designer auf das Experiment ein, seinen eigenen BMW zu gestalten. Erstmals 1992, das Ergebnis war ein schwarz-weiß lackierter BMW 750iL, der Innenraum des E32 ist mit edlen Materialen hellgrau gehalten, Faxgerät im Handschuhfach inklusive. Das Fundament für die BMW Individual Manufaktur ist gelegt. 1997 folgt ein BMW L7 (E38) und vor nunmehr 20 Jahren verewigt sich der gebürtige Hamburger in einem weiteren BMW L7 – anlässlich des 87. Geburtstages des Modezars, der 2019 verstarb, konnten wir auf diese Sonderanfertigung einen näheren Blick werfen.

Nach zwei schweren Unfällen beschloss Lagerfeld, dass er die Rückbank bevorzugte und ließ sich fortan nur noch chauffieren. Zu diesem Zeitpunkt war er dreißig. Ein Alter, in dem manche von uns noch bei der monatlichen Abrechnung ihrer Carsharing-App schwer schlucken. Wer jedoch denkt, dass sich der gebürtige Hamburger zurücklehnte, der irrt. Neben vielen technischen Neuerungen, beispielsweise einem Videorekorder, Faxgerät oder TV-System, verfügte jedes der Modelle über eine Kleenex-Schachtel, weil er die Fahrzeit mit Kohlezeichnungen verbringen wollte. Seinem gestalterischen Drang entsprang auch die Lackierung. Während die Lackierungen beider Vorgänger stark kontrastierten, entwickelte er hier gemeinsam mit BMW einen Gold-Orange Metallic Ton mit nahtlosem Übergang von hell zu dunkel. Warme Erdfarben, edle Hölzer und schokoladenbraunes Lederinterieur mit orangenen Akzenten verleihen dem Wagen etwas Bewohnbares. Selbst die Knöpfe wurden von ihm designt. Der als Workaholic geltende Lagerfeld verglich Autos einst mit Kleidern. Bei diesen ginge es auch nicht nur um das Erscheinungsbild, sondern auch um den Komfort. Man müsse sich in ihnen wohlfühlen. Die extra 25 cm Länge, die es dafür offenbar brauchte, wirken sich überraschenderweise jedoch nicht auf die Beschleunigung aus.

Insgesamt wurden zwischen 1997-2001 nur 899 Modelle dieser Art gebaut. Da diese Ausführung hauptsächlich in einem Pariser Hotel auf den Besuch seines Besitzers wartete, wird sie jedoch wahrscheinlich niemals die möglichen 250 km/h ausgereizt haben. Aber wer so schnell spricht, kann sich auch mal Zeit lassen.

 

 

Foto: Raul Suciu

Text: Fay Kornmeier

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