Street Art – Gemeinsam mit Universalkünstler Virgil Abloh schafft Mercedes-Benz mit Project Geländewagen basierend auf der ikonischen G-Klasse ein einzigartiges Kunstwerk. Wir sprachen vorab mit dem Off-White Gründer und Louis Vuitton Kreativdirektor Abloh und Mercedes-Benz Chefdesigner Wagener.
Mercedes-Benz X Virgil Abloh Project Geländewagen
Sie sind beide für aufmerksamkeitsstarke Kollaborationen bekannt, nach welchen Kriterien suchen Sie die Partner für ebendiese aus?
Gorden Wagener: Project Geländewagen ist eine einzigartige Kollaboration. Wir haben keinen Modedesigner eingeladen, ein neues Auto für Mercedes-Benz zu designen – das machen wir bereits seit über 130 Jahren federführend selbst. Wir wollten echten kollaborativen Austausch, wir wollten die Grenzen unserer Kreativität ausloten und einen Design-Klassiker neuerfinden. Virgil war genau der richtige Partner für dieses Vorhaben.
Virgil Abloh: Kollaboration entfaltet ihre größte Kraft durch das Zusammenbringen ganz unterschiedlicher Fähigkeiten. Die größte Erkenntnis dieser Kollaboration, unserer Arbeit, war dass wir alle die gleiche Mission verfolgen, obwohl wir aus ganz unterschiedlichen Welten kommen. Und für diese gemeinsame Mission erschaffen wir eine ganz neue Sprache, damit der Rest der Welt damit auch kommunizieren kann.
Der Teaser versprach, dass dieses Projekt mehr ist als eine Kollaboration, was macht diese Partnerschaft so besonders?
Gorden: Das Ergebnis der Kollaboration mit Virgil ist ein komplett konzeptionelles Design: Ein Kunstwerk. Es fährt nicht und muss deshalb auch keine technischen Voraussetzungen erfüllen. Wir konnten ganz frei denken und Spaß haben. Anders als bei unseren sonstigen Mercedes-Benz Modellen mussten wir uns keinen Sicherheitsauflagen unterwerfen.
Virgil: Um die Idee des „neuen Luxus“ zum Leben zu erwecken, haben wir eine Design-Ikone – die so reich an Kultur und Geschichte ist – dekonstruiert und auf das Wesentliche reduziert. Wir hatten eine Million Ideen und mussten sie alle in diese eine Vision einfließen lassen.
Was denken Sie, was der jeweils andere am meisten an Ihnen bewundert?
Gorden: Virgil und ich hegen beide eine Leidenschaft für das Aufbauen von modernen Luxusmarken, keiner von uns ist einzig an dem Produkt interessiert.
Virgil: Ich möchte immer mit den Besten zusammenarbeiten. Den Besten der jeweiligen Disziplin, ob Künstler oder Designer, oder eben einer Marke. In diesem Fall ergab sich die Möglichkeit mit beidem.
"Ich möchte immer mit den Besten zusammenarbeiten."
Inwiefern hat COVID-19 die Zusammenarbeit beeinträchtigt?
Gorden: In Bezug auf den Launch gab es natürlich Anpassungen, dieser findet rein digital auf unserer Plattform mercedes-benz.com statt. Hinsichtlich der Umsetzung ist es nicht ungewöhnlich für das Mercedes-Benz Designteam remote und global, unabhängig von Zeitzonen, zu arbeiten. Die Finalisierung des Kunstwerks lief über die letzten Monate also zielgerichtet und nach Planung.
Welche positiven Nebeneffekte hatte die Selbstisolation der letzten Monate auf Ihre Kreativität?
Gorden: Sich von der eigenen Arbeit inspirieren zu lassen ist wichtig, um die eigene Kreativität zu kanalisieren. Mich inspiriert das Potenzial der Marke Mercedes-Benz, die Frage, wie wir das moderne Konzept von Luxus vorantreiben können, wie wir Schönheit und das Außergewöhnliche auch in Zukunft vereinen können. Kollaboration ist wichtig, um Kreativität auszureizen. Die Designteams von Mercedes-Benz stehen weltweit in engem Austausch miteinander. Das Projekt Geländewagen, die Zusammenarbeit mit Virgil, gewährte einen ganz neuen Zugang zum Mercedes-Benz Design
Die vergangenen Monate dienten als Beschleuniger der Digitalisierung. Denken Sie, dass das Digitale die „analogen“ Erfahrungen im „echten“ Leben ersetzen wird? Hatten Sie überhaupt Gelegenheit, sich während Ihrer Zusammenarbeit persönlich zu treffen?
Gorden: Die Kollaboration mit Virgil begann bereits 2019. Wir trafen uns in Paris, es war ein großartiges, entspanntes Treffen. Wir sprudelten beide vor Ideen, was wir mit der G-Klasse machen könnten. Digitalisierung wird vor allem in der Kundenkommunikation von Luxusmarken eine große Rolle spielen. Für den digitalen Launch von Project Geländewagen haben wir uns mit einem ganz neuen Look & Feel auseinandergesetzt. Das hat Spaß gemacht, aber nichtsdestotrotz wird es auch immer ein physisches Element benötigen, um sich für außergewöhnliches Design zu begeistern. Man muss die Handwerkskunst sehen und spüren können. Die Herausforderung besteht darin, einen guten Mix aus dem Physischen und dem Digitalen zu kreieren.
Wird Mobilität nach der weltweiten Pandemie der wahre Luxus sein?
Gorden: Genau das zu definieren ist die Aufgabe von Designern. Welche Bedeutung wird Luxus haben? Gerade in Zeiten wie diesen ist das nicht offensichtlich, die Zukunft wurde noch nicht geschrieben. Aus der Sicht von Mercedes-Benz war Mobilität schon immer eine luxuriöse Erfahrung. Und wir werden auch weiterhin unsere Produkte und Markenerlebnisse weiterentwickeln, um unseren Kunden auch in Zukunft ein sicheres Gefühl zu geben zu können, wo auch immer uns diese Zukunft hinführt.
Virgil: Alles was du begehrst, kann als Luxus betrachtet werden. Für manche mag das eine Louis Vuitton Tasche sein, für andere ein Off-White Hoodie oder eine Paar Nike Sneakers. In der Welt, in der wir heute leben, wird die Definition von Luxus immer individueller. Für mich persönlich sind Erfahrungen Luxus, Kollaboration ist Luxus.
Virgil, inwiefern haben Sie sich bei Project Geländewagen an Ihre Regel nur 3% des Originals zu verändern gehalten?
Virgil: Das Mindset, mit dem ich dieses Konzept angegangen bin, ist vergleichbar mit dem des ersten Paar Jordan 1’s, die ich designte. Ich reduziere die Dinge auf ihren Kern, betrachte das Wesentliche. Diese Herangehensweise ist elementar bei allem was ich tue, insbesondere bei diesem Projekt.
Off-White beinhaltet den Zwischenraum als Narrativ. Das Auto dient als Vehikel für genau diesen. Ein Raum für die Reise von einem Ort an der anderen. Welche Bedeutung hat diese Reise, das Pendeln für Sie?
Virgil: Der Begriff des Zwischenraums hat mich schon immer beschäftigt. Was es bedeutet, weder hier noch dort zu sein, im buchstäblichen wie auch übertragenen Sinne. Ebenso wie dieses Concept Car, das wir erschaffen haben, nicht als wirkliches existiert, aber es dennoch realistisch gesehen, morgen auf der Straße fahren könnte
Gorden, inwiefern wird sich die Project Geländewagen auf kommende Generationen der G-Klasse auswirken?
Gorden: Mercedes-Benz war schon immer für Überraschungen gut…
Fingers crossed!
Interview: Fay Kornmeier
Fotos: PR