MOTOR DER INTEGRATION

AUF DEM SÜDAFRIKANISCHEN KILLARNEY MOTOR RACING COMPLEX DOKUMENTIERT DANIELA MÜLLER-BRUNKE WIE MOTORSPORT ZUM WANDEL EINER GESELLSCHAFT BEITRÄGT.

„Sport hat die Macht, die Welt zu verändern, und die Kraft, zu inspirieren und Menschen zusammenzuführen, auf eine Weise, wie es wenige andere Dinge vermögen. Sport schöpft Hoffnung, wo zuvor Verzweiflung herrschte. Sport ist mächtiger als Regierungen, wo es darum geht, Rassenschranken niederzureißen. Sport lacht jeder Form von Diskriminierung ins Gesicht.“
Nelson Mandela

In der jüngeren Geschichte Südafrikas wandelte sich der Sport von einer die Apartheid spiegelnden, nach Hautfarben getrennten Angelegenheit zu einem Universum der Integration und Gemeinschaft. Der Foto-Essay der deutschstämmigen, in Südafrika geborenen Fotografin Daniela Müller-Brunke erzählt von diesem Wandel. Er ist Teil eines laufenden Projekts, mit dem Müller-Brunke die Bedeutung behandelt, die der Sport bei der Versöhnung verfeindeter Lager hin zu einer Gesellschaft hat, in welcher gemeinsame Interessen mehr gelten als Unterschiede. Die Fotos entstanden auf der Viertelmeile des Killarney Motor Racing Complex in Kapstadt, zu dem auch die südafrikanische Formel-1-Strecke gehört.

Daniela Müller-Brunke wuchs in der Apartheid auf. An ihrer wie an allen anderen Schulen des Landes waren die Sport-Teams nach „Rassen“ getrennt. Später erlebte sie, wie internationale Verbände südafrikanische Teams von allen möglichen Wettbewerben verbannten, um Druck auf das Regime auszuüben, die Apartheid-Politik abzuschaffen.

Nachdem Nelson Mandela 1990 nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und 1994 zum Präsidenten Südafrikas gewählt worden war, erkannte er, welch probates Mittel der Sport war, eine gespaltene Gesellschaft zusammenzuführen, deren Mitglieder sich zutiefst misstrauten. Eine symbolische Aktion von nicht zu unterschätzender Signalwirkung war es, als Mandela 1995 im grünen Trikot der „Springboks“ das nationale Rugby-Team der Südafrikaner zum Finale der Weltmeisterschaft aufs Spielfeld führte. Rugby war ein Sport der Weißen, verachtet von der schwarzen Bevölkerung. Mit seiner Geste forderte Mandela beide Bevölkerungsgruppen auf, sich auf ihre Zusammengehörigkeit zu besinnen. 2009 wurde das Event mit Morgan Freeman in der Rolle Mandelas verfilmt.

 

Von der Teilnahme am Motorsport waren nichtweiße Menschen (abschätzig: „Coloureds“, zu denen neben der schwarzen Bevölkerung auch Asiaten zählten) so gut wie ausgeschlossen. Um am Main Circuit teilzunehmen, mussten schikanöse bürokratische Hürden bewältigt werden, die es für Weiße nicht gab. Der erste erfolgreiche nichtweiße Rennfahrer war Armien Levy, der seine Karriere Ende de 1960er begann und schließlich Anfang der 1980er auf dem Killarney-Rundkurs mehrfach Regionalmeister in der Formel Ford wurde.

Die Rennstrecke wurde 1947 in Betrieb genommen. 1960 gewann Stirling Moss auf einem Porsche das erste Grand-Prix-Rennen, aus dem später das südafrikanische Element des F1-Zirkus entstehen sollte. Auf dem Killarney Motor Racing Complex erinnert nichts mehr an die dunklen Jahren der Apartheid. Fahrerinnen und Fahrer jeglicher Schattierung wetteifern um Platzierungen, trotz Konkurrenz vereint in der Hingabe an die Faszination des Abenteuers Motorsport. Dies wird in den Portraits und Szeneaufnahmen der Daniela Müller-Brunke festgehalten.

 

Fotos: Daniela Müller-Brunke
Text: Daniela Müller-Brunke & Heinrich Dubel

 

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